Liegt die Zukunft von Forschung in Unternehmen?

Unternehmen und Forschung sind kein ungleiches Paar: Sie ergänzen sich unter Berücksichtigung der Marktschwankungen wunderbar. Dabei zeigt sich, dass FuE-Investitionen in Deutschland ungleich verteilt sind und lässt die Frage zurück, unter welchen Bedingungen sich ein höheres FuE-Engagement realisieren lässt.

Forschung findet an Universitäten und Hochschulen statt, Unternehmen profitieren davon? Weit gefehlt: Insbesondere in Nordamerika, Asien und Europa geben Unternehmen einen Teil ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung (FuE) aus und sie sind damit erfolgreich: nicht nur technische Innovationen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie oder Mobilität gehen vielfach auf Unternehmen zurück. In der Pharmaindustrie oder durch Dienstleistungsunternehmen werden medizinische oder soziale Innovationen begründet. Deutschland kann sich im internationalen Vergleich sehen lassen, doch Luft nach oben ist noch reichlich.

Deutschland national und international im Vergleich

Im Rahmen der Wissenschaftsstatistik werden in den ungeraden Jahren alle forschenden Unternehmen im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) befragt (Vollerhebung). Im FDZ Wissenschaftsstatistik sind die Mikrodaten über Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (FuE) der deutschen Wirtschaft auf Unternehmensebene zu Forschungszwecken seit 1995 verfügbar.
 
Dabei hat die Forschungsaktivität von Unternehmen für die jeweilige Volkswirtschaft eine hohe Relevanz. Eine bedeutende Grenzmarke ist die 3,5 % – diesen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) möchte die Bundesregierung bis 2025 erreichen. Und es sieht nicht schlecht aus: Bereits 2021 investierte Deutschland 3,13 Prozent seines BIP in Forschung und Entwicklung (vorläufige Daten).

Unternehmen geben mehr Geld für Forschung aus

Nur bei unternehmensinternen FuE-Ausgaben ist eine Steigerung um 5,3 % gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen (ebd.). Dabei kommt die Wirtschaft allein auf einen Anteil von 2,09 Prozent, Hochschulen und Staat von 1,05 Prozent. Zu den internationalen Spitzengruppen zählen Länder wie Südkorea, Israel und Schweden, die bereits FuE-Intensitäten von 3,5 Prozent und mehr erreicht haben.
 
Im Bundesländer-Vergleich zeigt sich ein ungleiches Bild: Baden-Württemberg erreichte 2019 mit einem Anteil von 4,84 % bereits internationales Spitzenniveau, mit 2,61 % kommt abgeschlagen erst Bayern auf Platz 2 (ebd.). Das bevölkerungsreichste Bundesland NRW schafft gerade einmal 2,19 Prozent und landet unter den alten Bundesländern vor Saarland, Schleswig-Holstein und Reinland-Pfalz auf dem viertletzten Platz.

Ausgaben nach Branchen

Treiber des Wachstums ist die Informations- und Kommunikationstechnologie mit einem Plus von 14 % zum Vorjahr. Erst auf dem zweiten Rang befindet sich die Chemische Industrie, obwohl auch diese überdurchschnittlich hohe Steigerungsraten vorweist. Dienstleister für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung investieren mit mehr als 3,5 Milliarden Euro etwa halb so viel wie im gesamten deutschen Maschinenbau.
 
Hier zeigen sich die Effekte der Pandemie, da sich in diesem Sektor auch Unternehmen aus der Impfstoffentwicklung befinden. Im verarbeitenden Gewerbe ist nach den Zahlen aus 2021 wieder eine deutliche Erholung festzustellen. Unter anderem investierte die Automobilindustrie 2021 mehr als 25 Milliarden Euro in interne FuE und damit gut 1,4 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr.

Nachteil ist Vorteil?

Dies zeigt: Ja, Unternehmen können Forschung, sogar sehr gut. Allerdings sind sie aufgrund ihrer Position im privaten Sektor stärker den äußeren Bedingungen in Gesellschaft und Umwelt unterworfen und den Schwankungen und Unwägbarkeiten des Markts als eine Sphäre, die ständigen Veränderungen unterliegt, ausgesetzt. Das ist Innovationsquelle und -hemmnis zugleich. Ist man sich dieser Paradoxie bewusst, steht dem Erfolg unternehmensinterner Forschung nichts im Weg. Allein die Frage, warum das Engagement in FuE national und global so ungleich verteilt ist, lässt sich nicht beantworten. (signals/futureorg)

Wofür steht signals.observer?

Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Entsprechend groß sind die Auswirkungen, die von den vielfältigen Veränderungen für ihn ausgehen. Das Magazin “signals.observer” erklärt diese Veränderungen, lässt Expert:innen zu Wort kommen und zeigt auf, wie andere Unternehmen dieselben Herausforderungen für sich lösen.

Dabei ist es uns wichtig, Entscheider:innen im Mittelstand eine Bühne zu bieten, auf der Ihre Anliegen, Belange und Interessen vermittelt werden.

Wir sind mittelstandsfreundlich. Innovationen machen uns neugierig. Und in Technologien sehen wir die Lösung.

Herausgeber ist das futureorg Institut – Forschung und Kommunikation für KMU mit Sitz in Dortmund/NRW.

"Wir erzählen Mittelstand"
Das Magazin für Entscheider:innen