Wissenschaft und Kommunikation: Experte oder Schein-Experte?

Personen der Öffentlichkeit beklagen immer häufiger Anfeindungen. Dies betrifft ebenso Beschäftigte aus dem Wissenschaftsbetrieb. “Schein-Experten” befeuern zwar mit ihrer Reichweite bestimmte Diskurse, bereichern sie allerdings inhaltlich nicht. Man kann sie jedoch durchschauen.

Öffentliche Kommunikation nicht immer einfach

“Eine Äußerung liefert nicht nur eine bestimmte Information, sie schafft auch eine Welt, in der die Information als solche erscheinen kann”, wussten bereits Mehan und Wood 1975. Insbesondere öffentliche Personen fühlen, was gemeint ist. Durch die Ausdifferenzierung der Informations- und Kommunikationskanäle in verschiedene digitale Sphären, die mal gut, mal weniger gut zugänglich sind, ist der Kampf um Deutungshoheit nicht mehr so einfach. Neben seriösen, seriös wirkenden, unseriös wirkenden und unseriösen Äußerungen mischen sich Hatespeech und reale Angriffe auf Personen des öffentlichen Lebens.
 
Auch für die Wissenschaftskommunikation hat Hatespeech weitreichende Folgen. Zwar vertrauen in einer Studie aus 2022 62 Prozent der Bevölkerung in Deutschland “der Wissenschaft” weiterhin voll oder eher (Statistisches Bundesamt). Wissenschaftler:innen zeichnen umgekehrt ein düsteres Bild über ihr Wirken in der Öffentlichkeit. Sie beklagen, dass sie immer häufiger Angriffen und falschen Behauptungen ausgesetzt sind. Das Ausmaß muss so immens sein, dass in Kooperation des Bundesverbands der Hochschulkommunikation e. V. und der Organisation wissenschaft im dialog gGmbH, die Plattform Scicomm ins Leben gerufen wurde. Sie dient als Anlaufstelle für öffentlich angefeindete und bedrohte Wissenschaftler:innen.

Der genaue Blick lohnt sich

Christian Drosten kann ein Lied davon singen: wenngleich er die Rolle des “Corona-Erklärers der Nation” 2020 gar nicht aktiv eingefordert hat, wurde er aufgrund seiner Expertise genau dieser. Früh wurde er zur Zielscheibe von Angriffen bestimmter Medien. Beispielsweise warf ihm die “Bild”-Zeitung im Mai 2020 vor, bei einer Studie “grob falsch” gearbeitet zu haben – und erhielt dafür später eine Rüge des Presserats.
 
So beklagte Drosten in der letzten Sendung des “Corona-Podcasts” im März 2022 Folgendes: In den sozialen wie in den „formalen“ Medien gebe es Menschen mit großer Reichweite, „die nur auf das Wasser klatschen wollen und möglichst viele Leute nass spritzen, ohne in die Tiefe zu tauchen“. Nur: Wie unterscheidet man die “Wasser-Klatscher” von den “echten Tieftauchern”?

Wann vertrauen wir Fachleuten?

Eine Antwort liefert Victoria Rietig, Leiterin des Migrationsprogramms der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in der Radioreportage “Wann vertrauen wir Fachleuten?”. Die Radioreportage wurde am 20.7.2023 im Deutschlandfunk ausgestrahlt. Sie sagt darin, dass auch Laien ein Gefühl dafür entwickeln können, ob es sich bei einer Person um eine “echte Expertin” handelt – oder nicht. Auf Nachfrage sollte die Person den Erkenntnisgewinn gut belegen können. Insbesondere sollte die Nachfrage nicht als persönlicher Angriff aufgefasst werden. Die eigene Position sollte, so der zweite Hinweis, ausdifferenziert werden.
 
Das bedeutet, dass die Erkenntnis nicht als unumgängliche Wahrheit präsentiert wird. Sondern als aktueller Stand der Forschung, die unter den genannten Bedingungen auf die eine oder andere Weise aufgefasst werden kann. Das bedeutet: wenn sich diese Bedingungen ändern, ändert sich auch die Erkenntnis zum Thema. Diskurse lassen unsere Welt auf eine bestimmte Weise erscheinen – und wir allen gestalten sie mit. Denn auch das ist eine Erkenntnis der Radioreportage und der Akteure der Wissenschaftskommunikation: ob eine Meldung viral geht oder nicht, liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen. Und da sollten wir anfangen. (scicomm/deutschlandfunk/therealityofethnomethodology/futureorg/signals)
Wofür steht signals.observer?

Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Entsprechend groß sind die Auswirkungen, die von den vielfältigen Veränderungen für ihn ausgehen. Das Magazin “signals.observer” erklärt diese Veränderungen, lässt Expert:innen zu Wort kommen und zeigt auf, wie andere Unternehmen dieselben Herausforderungen für sich lösen.

Dabei ist es uns wichtig, Entscheider:innen im Mittelstand eine Bühne zu bieten, auf der Ihre Anliegen, Belange und Interessen vermittelt werden.

Wir sind mittelstandsfreundlich. Innovationen machen uns neugierig. Und in Technologien sehen wir die Lösung.

Herausgeber ist das futureorg Institut – Forschung und Kommunikation für KMU mit Sitz in Dortmund/NRW.

"Wir erzählen Mittelstand"
Das Magazin für Entscheider:innen