Trauma bekämpfen – Durch Videospiele?

Videospiele – beliebt in jeglichen Altersgruppen, von Vorurteilen geplagt und überraschenderweise von gesundheitlichen Vorteilen begleitet. Wer hätte gedacht, dass Call of Duty oder Tetris sich positiv auf die Psyche auswirken?

Entweder haben wir es selbst erlebt, oder wir kennen jemanden, dem es so geht: Man kommt von der Arbeit oder der Schule nach Hause. Und man will einfach nur abschalten. Jeder hat dafür seine eigenen Methoden, besonders beliebt ist aber die Spielkonsole. Man schnappt sich einen Snack, setzt sich hin und der Spaß beginnt.
 
Doch nicht jeder befürwortet diese Form der Unterhaltung. Gewaltdarstellungen fördern Aggressionen, das faule Herumsitzen mache dick, man verliere den Bezug zur Realität sowie soziale Kompetenzen. Kurzum: Gaming degeneriert das Gehirn. Während Spielbegeisterte diese Klischees lange Zeit zu verteidigen versuchten, verbreitet sich nun die erleichternde Botschaft: Videospiele können die Gesundheit fördern.

Der Tetris-Effekt

Tetris, eines der bekanntesten Spiele, das hauptsächlich in den 1980er Jahren Aufmerksamkeit erregte. Die New York Times spricht sogar von seinem Suchtpotenzial. Es sei so stark, dass die Menschen begannen, Tetris-Figuren außerhalb des Spiels zu sehen. Selbst in ihren Träumen wurden sie von den bunten Figuren heimgesucht. Letztlich prägten Ärzte einen eigenen Begriff für dieses Phänomen: der Tetris-Effekt.
 
Die eigentliche Überraschung folgte jedoch erst später. Verschiedene Studien des Psychologen und Neurowissenschaftlers Richard Haier wiesen Vorteile für das Gehirn nach. Regelmäßiges Tetris-Spielen führte nicht nur zu einer höheren Leistungsfähigkeit in einigen Bereichen des Gehirns. Die Ergebnisse, die 2009 in der Fachzeitschrift BMC Research Notes veröffentlicht wurden, zeigten, dass auch die Dicke des Cortex, und somit graue Substanz zunehmen kann. Es beeinflusst entsprechend nicht nur die Gehirnaktivität, sondern auch die Struktur des Gehirns könne verändert werden.

Videospiel vs. Trauma

Im Jahr 2017 folgte ein weiterer Sieg für Tetris. Die Ergebnisse der Studie, die von Forschern des Karolinska-Instituts in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford durchgeführt wurde, zeigen: “Tetris kann die unangenehmen, aufdringlichen Erinnerungen verhindern, die bei manchen Menschen nach einem traumatischen Ereignis auftreten”, (übersetzt). Es eignet sich daher besonders für Menschen, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), etwa durch Krieg, Unfälle oder andere Gewaltformen, leiden.
 

“Gewalttätige Spiele” um Gewalt zu vergessen?

Selbst “Ballerspiele”, bei denen es angeblich nur um Gewalt, Tod und Blut geht, können nützlich sein. Diese Studien entkräften alle Vorurteile, die sonst gegen diese Videospiele vorgebracht werden. In der Tat gaben 10 von 15 Veteranen dies als ihr Lieblingsgenre an. Während diese Videospiele einerseits negative Erinnerungen auslösen können, dienen sie andererseits als eine Form der “Expositionstherapie”.
 
Die Betroffenen finden sich durch das Spiel auf dem Schlachtfeld wieder. Durch diese Expositionstherapie durchleben sie also in ähnlicher Weise, was in ihnen Angst auslöst. “Man bringt diese ängstlichen Gefühle möglicherweise immer wieder hervor, um sie abklingen zu lassen” (übersetzt), erklärt Dr. Michelle Colder Carras, Forscherin im Bereich der öffentlichen Gesundheit und Leiterin der Studie. (nytimes/universityofoxford/discovermagazine/veteranaffairs/futureorg/signals)
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