Gründen im Ausland: “Im Grunde bin ich dieselbe” – ein Porträt aus El Salvador

Marianne Isaac Carrillo – Ursprünglich wollte sie nach ihrem Studium im sozialen Bereich einem Beruf nachgehen. Stattdessen wurde sie Unternehmerin in El Salvador. Das Porträt erzählt ihre Geschichte, wie sie im Ausland das Risiko suchte.

Heilpflanzen – ein genetisch bedingtes Interesse?

Schon im Elternhaus beschäftigte sich Marianne aufgrund ihrer Eltern, die selbst Apotheker waren, mit natürlichen Heilmitteln. Sie waren es auch, die sie schließlich davon überzeugten, in ihre Fußstapfen zu treten und Pharmazie zu studieren. Nach ihrem Abschluss wollte sie dann ihren eigenen Weg gehen. Am liebsten im Ausland. Ihr war es wichtig, dass sie die Fähigkeiten und Kenntnisse, die sie während ihres Studiums erworben hatte, dort zur Anwendung bringen konnte.
 
Dann ergab sich die perfekte Gelegenheit: Die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe der katholischen Kirche organisierte ein Sozialprojekt in El Salvador. Diese ergriff sie und arbeitete fortan in Basisgemeinschaften mit, die Heilpflanzen anbauten und zu Produkten verarbeiteten. Dabei achtete sie darauf, dass der Anbau und die Herstellung der Produkte auf die bestmögliche Weise erfolgte und nicht mehr Schaden als Nutzen anrichtete. Damals ahnte sie noch nicht, dass sie dieses Wissen später auf ihr eigenes Unternehmen übertragen könnte.

Die große Liebe – mehr als 9000 km entfernt von zu Hause…

Während ihres Aufenthaltes dort, lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Santiago Carrillo kennen, der selbst Jurist ist. Der entscheidende Auslöser, weshalb sie nach den ursprünglich geplanten 3 Jahre Aufenthalt in El Salvador verblieb und sesshaft wurde. Aus Marianne Isaac wurde nun Frau Isaac Carrillo.
 
Doch es hielt sie noch viel mehr in El Salvador. „El Salvador ist zwar ein kleines Land, hat aber vieles zu bieten. Berge auf denen man nicht Ski fahren kann zum Beispiel. Dafür kann man Vulkane besteigen. Oder Erdbeben miterleben“, spaßte sie. „Nein, letzteres ist natürlich nur Spaß. Aber es ist nun mal immer spannend hier. Mein Mann und ich suchen manchmal auch einfach gern das Risiko.“ Sie selbst würde sich auch als Abenteuergeist bezeichnen. Eins wurde während des Interviews deutlich: Marianne hat Spaß am Leben, ganz viel Humor und sieht in allem das Positive.

Ist Geschäft mit sozialen Werten vereinbar?

Die nächsten Jahre lehrte sie dann Pharmakognosie an der Universität in San Salvador und fand auch viel Spaß daran. Doch, wie manche es als glückliche Fügung bezeichnen würden, hat auch ihr Mann durch seinen Vater „eine genetische Vorbelastung in Sachen Heil- und Nutzpflanzen“, erzählte Frau Isaac Carrillo mit einem Lächeln im Gesicht. Und so kam er auf die Idee, ein Unternehmen zu gründen, das Heilpflanzen artgerecht anbaut und daraus natürliche Arzneimittel herstellt.
 
Damit würde er sich auch einen Traum erfüllen, erklärte uns Frau Isaac Carrillo: „Mein Mann hatte immer die Idee in seiner Heimat etwas aufzubauen, womit er für andere Leute Arbeit schaffen konnte.“ Für ihn war es dementsprechend auch immer unvorstellbar, das Land mit all seinen Schwierigkeiten und der hohen Erwerbslosigkeit zurückzulassen.

“Mir hat die Idee zunächst nicht gefallen”

Dabei ist Santiago Carrillo doch eher der Geschäftsmann, erläutert die Heilpflanzenexpertin. „Mir hat die Idee eines Unternehmens zunächst nicht gefallen. Schließlich komme ich aus der Sozialbranche”, fügt sie hinzu. Umso wichtiger war es ihr, dass sie mit einem Unternehmen weiterhin ihre Werte vertreten kann. Also gründeten sie „Wegerich“ mit der Vision, allen Menschen Zugang zu erschwinglichen und wirksamen Heilmitteln zu ermöglichen. Das Wohl der Kunden ist dabei oberstes Gebot. „Das war uns von Anfang an sehr wichtig.“ Hier haben sich zwei sehr leidenschaftliche und menschenzentrierte Persönlichkeiten gefunden.
 
Die Arbeitsphilosophie, die sie seither vertreten, spiegelt dies ebenso wider. Sie wollen einen Arbeitsplatz bieten, an dem Menschen eine Chance bekommen und Beschäftigte sich wohlfühlen. Diese Mentalität mag auch der Grund dafür sein, dass ihr Unternehmen gedeiht und wächst. Ein angenehmes Arbeitsumfeld fördert die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Das wiederum garantiert gute Qualität und Zuverlässigkeit und damit auch das Wohlbefinden der Kunden.

Eine überraschende Entwicklung

Zugegeben, Frau Isaac Carrillo hätte sich als junge Absolventin nie vorstellen können, eines Tages nicht mehr im sozialen Bereich zu arbeiten. Ganz zu schweigen davon, dass sie Geschäftsführerin werden würde. Rückblickend ist sie jedoch stolz darauf, dass sich sonst nichts Wesentliches geändert hat. Was sie damit meint, ist, dass sie sich zwar persönlich weiterentwickelt hat, an ihren Fähigkeiten gewachsen ist und neue Dinge kennengelernt hat. “Aber im Grunde bin ich immer noch dieselbe. An meinen Werten hat sich glücklicherweise nichts geändert.”
 
“Ich habe mich zwar beruflich aus dem sozialen Bereich zurückgezogen, aber ich setze mich immer noch für die Menschen ein. Ich bin daher froh, dass wir jetzt die Möglichkeit haben, mit dem, was wir verdienen, anderen Einrichtungen zu helfen”, erzählt sie aus Leidenschaft. Sie setzt sich insbesondere für ein Heim für Menschen mit Behinderungen ein. Dafür reist Frau Isaac Carrillo auch häufig nach Deutschland, um Spendengeber:innen zu finden, die sie bei ihrer Mission unterstützen. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass ihre Werte auch weiterhin Bestand haben werden. Und dass sie ihren beruflichen Erfolg weiterhin nutzen kann, um anderen zu helfen. (futureorg/signals)
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