Ohne Essen, ohne Wasser: Trotz Fasten leistungsfähig?

Ein mal im Jahr findet die muslimische Fastenzeit Ramadan statt. Für die einen ist es eine Zeit der spirituellen Reflexion und des persönlichen Wachstums. Für die anderen hungern und leiden Menschen. Schränkt Fasten die Produktivität am Arbeitsplatz ein? Und was machen Unternehmen in dieser Zeit? Ein Beispiel mit IKEA und dem Netzwerk “Unternehmen integrieren Flüchtlinge”.

Entgegen vieler Meinungen fiebern die Muslime dieser Welt dem Ramadan das ganze Jahr über entgegen. Das Fasten erlaubt ihnen, sich voll und ganz ihrem Glauben zu widmen. Nämlich Allah näherzukommen sowie Geduld und Mitgefühl zu lernen. In dieser Zeit der spirituellen Besinnung verbringen sie Zeit mit Gebeten, Koranrezitationen und guten Taten. Zumal ihnen der Islam Gerechtigkeit, Freundlichkeit und Barmherzigkeit als Eigenschaften eines guten Charakters ans Herz legt.
 
Der Aspekt, der allen Menschen am besten bekannt ist über den Ramadan, ist der des Fastens. Alle Muslime, mit Ausnahme derer, die krank, schwanger, stillend, menstruierend, alt oder auf Reisen sind, nehmen an diesem Brauch teil. Muslime, die fasten, kennen die Diskussionen, in denen sie bemitleidet werden. Sie würden “hungern” und “leiden”. Dabei wird vergessen, dass sie freiwillig fasten. Und das gerne. Die tagesschau.de hat es treffend formuliert. Der Artikel “Freut euch mit uns” zum Beginn der Fastenzeit räumt mit diesen Vorurteilen auf.

Bessere Laune, geistige Klarheit

Unabhängig davon, ob die Muslime auf Prüfungen lernen oder auf die Arbeit müssen. Tatsächlich bringt das Fasten in diesen Kontexten sogar Vorteile. Die Cleveland Clinic Abu Dhabi berichtet: das Fasten an Ramadan reguliert das schlechte Cholesterin, ruht das Verdauungssystem, reinigt den Körper von schädlichen Giftstoffen und resultiert in besserer Laune und geistiger Klarheit. Studien zeigen sogar, dass sobald sich der Körper an das Fasten gewöhnt, ein Gefühl des Wohlbefindens eintritt.
 
Der Heilungsprozess des Körpers wird nämlich effizienter und repariert die geschädigten Zellen. Dadurch wird der Körper energiegeladener, Gedächtnis und Konzentration verbessern sich und der Körper kann seine volle Leistungsfähigkeit entfalten. Ebenso zeigen sie auf, dass das Gehirn widerstandsfähiger gegen Stress und anpassungsfähiger wird. Wenn wir ehrlich sind, wer wünscht sich diese Resultate nicht in seinem produktiven Alltag?

Sahur und Iftar: Den Körper richtig unterstützen

Voraussetzung dafür ist, dass der Körper außerhalb der Fastenzeit unterstützt wird. Ansonsten kann das Arbeiten und Lernen während Ramadan tatsächlich zu einer Herausforderung werden. Die Mahlzeiten müssen ausgewogen sein. Dabei ist Wasser sehr wichtig, um den ganzen Tag hydriert zu bleiben.
 
Für mich persönlich gehören der Ramadan und Datteln zusammen wie Sonne und Regen. Nach Tradition des Propheten Muhammads, breche auch ich gerne mein Fasten damit – gemeinsam mit einem Glas Wasser. Diese kleine, süße Frucht beliefert mich wieder mit Energie und stimmt meinen Magen darauf ein, dass er wieder aktiv wird. Sie soll auch auf den Körper reinigend wirken. Ansonsten halte ich es gerne leicht und gesund. Achte jedoch darauf, meinen Körper durch ausgewogene Nahrung während des Iftars und Sahurs mit genügend Vitaminen und Proteinen zu versorgen. Sport treibe ich auch noch während Ramadan, denn leichte Aktivität hilft mir, Müdigkeit zu verringern und gibt mir die Kraft, weiterzumachen. Am liebsten eine Stündchen Walking mit den Liebsten oder eine Yoga-Session, die mich fit hält und entspannt.
 
Auch Kamuran Sezer, nicht nur fastender Muslim, sondern auch Herausgeber von signals.observer, verfolgt eine bestimmte Strategie: “Ich achte grundsätzlich, dass meine Mahlzeit proteinreich und nicht zu salzig ist. Aber jede Mahlzeit wird mit einem Apfel und einer Banane abgeschlossen. Und ich greife in die Trickkiste: Weil ich sicherstellen möchte, dass meine Konzentration möglichst nicht leidet, nehme ich eine B12-, Magnesium- und Zink-Tabletten, als Unterstützung. Abends vor dem Fastenbrechen spaziere ich eine Runde, oft mit Freunden aus der Nachbarschaft. Ein persönlicher Höhepunkt, weil wir viel lachen.”

Das Fasten auf der Arbeit

Wie sieht nun der Alltag eines Fastenden am Arbeitsplatz aus? Diejenigen, die selbst fasten, kennen sicher genügend Anekdoten von Menschen, die aus lauter Sorge und Mitgefühl Essen herum schmuggeln und murmeln, wann sie in die Cafeteria gehen. Aber wenn man sich mit den Fastenden unterhält, wird man feststellen, dass es sie nicht stört, wenn man vor ihnen isst und trinkt. Zumindest, stört es mich persönlich kein bisschen. Im Gegenteil, ich will, dass sich jeder normal verhält und niemand durch das Fasten beeinträchtigt wird. So wie vor Ramadan auch. Aus Erfahrung glaube ich, dass andere Fastende diese Ansicht mit mir teilen.
 
Wie das Fasten bei der Arbeit aber bei jedem Einzelnen aussieht, ist in der Tat individuell. Manche nutzen ihre neugewonnene Energie und stecken sie uneingeschränkt in ihre Arbeit. Andere mühen sich, die Folgen des Entzugs von Koffein und Nikotin auszuhalten. Die meisten Muslime sind sich bewusst, dass Ramadan auch die Zeit ist, Geduld zu üben. Es ist folglich nicht überraschend, dass sie sich rücksichtsvoll verhalten, auch in einer Situation, in der man, jenseits von Ramadan, sonst einen offensiveren Ton eingeschlagen hätte.

Wie diverse Unternehmen integrieren

Belegschaften werden diverser. Blickt man auf die Diskussion zur Zuwanderung aus Drittstaaten, wird diese Entwicklung sich fortsetzen. Unternehmen, die Rücksicht darauf nehmen, stärken die Vertrauensbasis unter den Mitarbeitenden, verbessern die Arbeitsmoral, schaffen auf diese Weise effektive Teams, die zu höherer Produktivität beitragen. So gibt das Netzwerk “Unternehmen integrieren Flüchtlinge” Tipps, worauf Unternehmen in dieser für die meisten Muslimen wichtige Zeit achten können, etwa bei der Schicht- und Einsatzplanung oder zum Versicherungsschutz.
 
Ikea macht es schon vor. Entsprechend äußerte sich Daniel Zellmer, Local Market Specialist bei IKEA Group, in einem LinkedIn-Post. “Den vielen Menschen einen besseren Alltag schaffen.” – heißt der Ikea-Leitsatz, der nun ausgeweitet wird. “Unsere Geschäftsidee sollte auch immer hinter unseren Kulissen gelebt werden […] Rechtzeitig zu Beginn des Ramadan haben wir einen mobilen Raum geschaffen, den jedermensch auch nach dem Fastenmonat nutzen kann, um sich kurz zurückzuziehen”, beschreibt er. (futureorg/signals)
Wofür steht signals.observer?

Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Entsprechend groß sind die Auswirkungen, die von den vielfältigen Veränderungen für ihn ausgehen. Das Magazin “signals.observer” erklärt diese Veränderungen, lässt Expert:innen zu Wort kommen und zeigt auf, wie andere Unternehmen dieselben Herausforderungen für sich lösen.

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Herausgeber ist das futureorg Institut – Forschung und Kommunikation für KMU mit Sitz in Dortmund/NRW.

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