Mobilität in Deutschland: “Wir brauchen bessere ‚Hardware‘”

Das Mobilitätsverhalten der Deutschen verändert sich. Während sich ein allgemeiner Zuspruch für neue Mobilitätsangebote entwickelt, steigt auch die Bereitschaft, autonome Verkehrsmittel zu nutzen. Im Interview erläutert Robin Engelhardt seine Position zu Pkw-Alternativen und zur neuen Technik im Verkehr.

Autonome Fahrzeuge: Für Klima und mehr

Darunter auch autonome Fahrzeuge. Die Bürger:innen sind nicht nur überzeugt, dass autonome Autos auf den Straßen aufgrund des geringeren Kraftstoffverbrauchs besser für Klima und Umwelt wären. 53 Prozent erwarten damit auch einen besseren Verkehrsfluss und damit weniger Staus. 49 Prozent erhoffen sich eine geringere Lärmbelästigung durch eine angepasste Fahrweise. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
 
Autonome Fahrzeuge ziehen aber auch andere Vorteile nach sich. Der angehende Wirtschaftsingenieur und viel beachtete Blogger Robin Engelhardt erzählt uns mehr. Seine Affinität zu alternativen Autos begann schon früh. So überzeugte er bereits 2014 seinen Vater einen Tesla zuzulegen. Seine Überzeugungsstrategie als selbst ernannter “Schwabe” war es, auf lange Sicht Geld zu sparen. Es dauerte nicht lange, bis Robin mit seinem Vater die EAV Mobility, einen Elektroauto-Verleih, gründete. Seitdem informiert er seine Follower:innen über die neuesten Entwicklungen in der Elektromobilität. Unsere Redakteurin Sali Abbas hat mit ihm gesprochen.

Herr Engelhardt, worin liegen Ihrer Meinung nach die größten Vor- und Nachteile selbstfahrender Autos?

Autonome Fahrzeuge eröffnen ganz neue Geschäftsfelder. Carsharing wird deutlich attraktiver, wenn Kunden nicht mehr zum Auto hin müssen, sondern das Auto sie abholt. Sie werden auch als „Robotaxis“ bezeichnet. Dieses Modell macht außerdem zwei Gruppen Autos zugänglich, die heute noch nicht Auto fahren können: Menschen ohne Führerschein und Menschen, die den hohen Anfangsinvest plus die laufenden Kosten für ein eigenes Auto nicht aufbringen können.
 
Kurzum: Autonomes Fahren bringt die Möglichkeit, mit weniger Autos mehr Menschen mobil zu machen. Nachteile sehe ich primär für Fahrer-Arbeitsplätze. Vielleicht gibt es eines Tages keine Taxifahrer mehr. Sonst profitieren eigentlich alle davon.

Wie schätzen Sie den Erfolg, im Sinne einer Bereitschaft zur Nutzung und eines zeitnahen Angebots autonomer Fahrzeuge in Deutschland ein?

Ich glaube, autonomes Fahren ist näher, als die Pessimisten denken und weiter entfernt, als die Optimisten denken. Den Durchbruch in Level 4/5, also echtes autonomes Fahren, bei dem das Fahrzeug gänzlich ohne Fahrer auskommt, werden wir frühestens in 5 Jahren erleben. Sobald entsprechende Angebote da sind, werden sie sicher auch in Deutschland genutzt. Auch, wenn viele Menschen noch angeben, skeptisch zu sein. Smartphones haben sich letztlich auch durchgesetzt. Obwohl viele Menschen davor meinten, sie bräuchten kein Mobiltelefon und erst recht keins mit Touchscreen und Internet.

Haben Sie Ihr Mobilitätsverhalten in den vergangenen Jahren verändert? Wenn ja, wie und wieso?

Mit dem Umzug aus meinem Elternhaus in einem Stuttgarter Vorort ins Münchner Zentrum. In meiner Heimat bin ich oft Auto gefahren, konnte immer das Auto meiner Eltern nutzen und habe deswegen gar nicht über die Wahl eines anderen Verkehrsmittels nachgedacht. Seitdem ich in München eine U-Bahn-Haltestelle vor der Haustüre habe, hat die Bedeutung des Autos für mich deutlich abgenommen. Früher bin ich ohne nachzudenken immer ins Auto gestiegen. Jetzt überlege ich mir vor jedem Weg, ob ich lieber Fahrrad fahre, die U-Bahn nehme oder in ein Carsharing-Auto steige. Ein eigenes Auto habe ich nicht mehr und vermisse es auch nicht.

Welche anderen neuen Mobilitätsangebote finden Sie gut und wieso?

Ich nutze primär ziemlich klassische Mobilitätsangebote: die U-Bahn und mein Fahrrad – natürlich ist das in München leichter als in hügeligen Gegenden oder Städten mit schlechterem ÖPNV. Carsharing nutze ich nach Bedarf. Meistens geplant für Tagesausflüge in die Berge. Und E-Scooter benutze ich oft spontan, wenn es schnell gehen muss.

Wünschen Sie sich mehr digitale Technologien im Verkehr?

Wäre in diversen Bereichen schön, sehe ich aktuell aber nicht als Hauptproblem an. Ein schneller Ausbau der Ladeinfrastruktur, mehr Radwege und besseren ÖPNV sehe ich als die dringenderen Themen. On top ist es natürlich sinnvoll, das alles digital zu vernetzen. Aber um besser von A nach B zu kommen, brauchen wir in vielen Gegenden primär bessere „Hardware“. (bitkom/futureorg/signals)
Wofür steht signals.observer?

Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Entsprechend groß sind die Auswirkungen, die von den vielfältigen Veränderungen für ihn ausgehen. Das Magazin “signals.observer” erklärt diese Veränderungen, lässt Expert:innen zu Wort kommen und zeigt auf, wie andere Unternehmen dieselben Herausforderungen für sich lösen.

Dabei ist es uns wichtig, Entscheider:innen im Mittelstand eine Bühne zu bieten, auf der Ihre Anliegen, Belange und Interessen vermittelt werden.

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Herausgeber ist das futureorg Institut – Forschung und Kommunikation für KMU mit Sitz in Dortmund/NRW.

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