Grüppchenbildung: Ist Deutschlands Zusammenhalt gefährdet?

Grüppchenbildungen sind uns seit jeher bekannt. Es beginnt oft schon in der Grundschule, wenn nicht sogar im Kindergarten. Sie finden eine Gemeinsamkeit und bilden so ein Bündnis – andere die nicht hineinpassen, kommen auch nicht in den inneren Zirkel. Fest steht: Diese Spaltungen ziehen sich bis ins Erwachsenenalter.

Wer einen Blick in ein Büro wirft, vor allem in Unternehmen mit einer großen Anzahl von Mitarbeitern, kann bestätigen, dass wir Unterschiede kennzeichnen. Doch nicht in böser Absicht. Es reicht schon, dass sich manche Menschen aus organisatorischen Gründen häufiger sehen. Andere gehören der gleichen Altersgruppe an und knüpfen auf dieser Grundlage Freundschaften. Wieder andere finden Gemeinsamkeiten in dem, was sie an ihrer Arbeit kritisieren – hier beginnt der Zusammenhalt in der Abwehr gegen andere, in diesem Fall den Arbeitgeber.
 
Das Phänomen der Ausgrenzung tritt auch bei Erwachsenen auf. Für diejenigen, die sich von der Gruppe abgrenzen, wird es zur Herausforderung, neuer Teil dieser Gemeinschaft zu werden. Auch wenn die Absicht dieser Gruppierungen meist harmlos oder unbeabsichtigt ist, führt dies letztlich doch häufig zu Konflikten, diskriminierenden Haltungen und das Arbeitsklima verschlechtert sich.

Das leben in Blasen

Dementsprechend hat das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt dem Thema eine Studie mit dem Titel “Entkoppelte Lebenswelten?” gewidmet. Die Diagnose lautet: Viele Menschen in Deutschland leben in ihren eigenen “Blasen” und haben kaum Anknüpfungspunkte zu anderen gesellschaftlichen Gruppen. Eine besondere Tendenz zur Gruppenbildung lässt sich vorwiegend hinsichtlich der Bereiche Politik, Religion, Bildungsstand, Wohlstand und Wohnsituation feststellen.
 
Am deutlichsten neigen jedoch politische Netzwerke dazu, sich von anderen abzugrenzen. Besonders deutlich wird dies bei Sympathisant:innen der AfD und der Grünen. 50 Prozent der Anhänger der Alternative für Deutschland geben an, dass sich ihr Bekanntenkreis überwiegend aus potenziellen AfD-Wählern zusammensetzt. Bei den Mitgliedern der Grünen sind es sogar 61 Prozent. Diese Tendenz zur sozialen Ausgrenzung ist auch bei Menschen muslimischen Glaubens, geringer Bildung und in ländlichen Wohngebieten ausgeprägt, ebenso wie bei Ostdeutschen, Reichen und Hochgebildeten, berichtet die FGZ in ihrer Presseerklärung.

Auswirkungen auf das Leben

Doch welche Auswirkungen hat das Leben in homogenen Gruppen? Prof. Dr. Olaf Groh-Samberg, Sprecher des FGZ und einer der Hauptautoren der Studie erklärt: „Unser Bericht zeigt, dass es die sprichwörtlichen ‚Filterblasen‘ auch in der analogen Welt gibt: Menschen, deren soziale Bekanntenkreise eher homogen zusammengesetzt sind, denken, fühlen und handeln auch anders als Personen, die sich in eher gemischten Netzwerken bewegen. Letzteres kann helfen, Verständnisbarrieren und Feindseligkeiten zwischen sozialen Gruppen abzubauen.“
 
Außerdem haben Netzwerke mit einem niedrigeren Bildungs- oder Wohlstandsniveau weniger Vertrauen in die politischen Institutionen und sind weniger zufrieden mit der Demokratie als Netzwerke, die in dieser Hinsicht besser gestellt sind. Gleichzeitig haben sie auch häufiger populistische Einstellungen.

Bedrohung für den Zusammenhalt

Nach Ansicht des Forschungsinstituts stellen die unterschiedlichen Werte, Einstellungen, Erfahrungen und Emotionen der Menschen eine Gefahr für den sozialen Zusammenhalt dar. Zumal die Identifikation mit einer Gruppe oft bedeutet, dass andere Netzwerke dadurch schlechter angesehen werden. Je mehr Gemeinsamkeiten man findet, desto mehr könnte dies abgefedert werden.
 
Insgesamt zeigt der Zusammenhaltsbericht, dass die sozialen Bekanntschaftsnetzwerke der Deutschen keineswegs vollständig entkoppelt, aber gleichwohl in beträchtlichem Maße homogen und segregiert sind. Für die verschiedenen sozialen Merkmale, die in der Studie betrachtet wurden, zeigen sich dabei unterschiedliche Ausprägungen und Auswirkungen der Segregation. So berichtet das Institut in ihrer Pressemitteilung. (FGZ/FAZ/arbeitsglueklich/futureorg/signals)
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