Geschäftsritual – Schütteln Sie noch Hände?

Ein Begrüßungsritual, das es schon seit Tausenden Jahren gibt – der Händedruck. Besprechungen werden damit eröffnet, Vereinbarungen damit abgeschlossen. Doch Corona erklärte diese einst höfliche Geste für verpönt. Selbst jetzt, nach dem offiziellen Ende der Pandemie, wollen viele darauf verzichten.

Das Händeschütteln soll ursprünglich eine Geste des Friedens gewesen sein. “Wer die Hand eines anderen nimmt, zeigt, dass er in seiner eigenen Hand keine Waffe trägt.” Dies erklärt Nina Strochlic in einem Beitrag von National Geographic. Im Laufe der Geschichte entwickelte sich diese Geste schließlich zu einer gängigen Form der Begrüßung, die aufschlussreich für das zwischenmenschliche Miteinander sein kann. Wenn die andere Person schwitzt, signalisiert dies Nervosität. Ein kräftiger Händedruck zeugt von Dominanz. Wenn mir jemand von Weitem die Hand reicht, ist das ein Zeichen für Distanz. Menschliche Berührungen, auch wenn sie noch so banal sind, sind für uns nicht bedeutungslos. Mit einem einfachen Händedruck machen wir uns ein erstes Bild von der anderen Person.
 
Dieses nonverbale Ritual ist in westlichen Ländern Teil des Alltags. In anderen Kulturen hingegen gilt es als ungewöhnlich oder unpassend, wie in Asien oder in arabischen Ländern. Es ist auf gleichgeschlechtliche Kontakte beschränkt. Oder wird sogar als unhöflich empfunden, etwa in China. Eine Geste, die so einfach und doch so komplex ist. Es ist nicht selten, dass man in ein Fettnäpfchen tritt.

Die Hände sind gebunden

Es ist nicht selten ein kontroverses und umstrittenes Thema – der Händedruck. Jemandem diese Geste zu verweigern, oft aus nicht-christlicher religiöser Überzeugung, wird schnell als unhöflich empfunden. 2017 erklärte der ehemalige Bundesverteidigungsminister Thomas de Mazière (CDU), der Händedruck sei die deutsche Leitkultur und für eine gelungene Integration unverzichtbar. Das brachte ihm viel Kritik ein. Zur Leitkultur gehöre, dass Deutschland ein christlich geprägter Staat sei. Doch der Verzicht auf den Händedruck hat nicht nur religiöse Gründe.
 
Bereits 2007 erklärte eine Studie das Händeschütteln zum wichtigsten Übertragungsweg für Infektionen. In der anglikanischen Kirche in Nigeria wurde dieses Ritual während der Ebola-Epidemie entsprechend eingestellt. Die Coronapandemie tat ihr Übriges. Fortan wurde auf jede Form der körperlichen Begrüßung verzichtet. Kein Händeschütteln, kein Kuss auf die Wange, keine Umarmung. Nun, da das Ende der Pandemie offiziell verkündet wurde, kehren einige Menschen zu diesen Gewohnheiten zurück. Schließlich sind sie hochgradig ritualisiert. Andere wiederum schätzen die Ausrede, andere Menschen nicht mehr physisch begrüßen zu müssen.

Ablehnende Haltung oder freies Handeln?

Der Vorteil besteht indessen darin, dass der Verzicht auf einen Händedruck nach der Pandemie weniger heikel ist als zuvor. Es wird nicht gleich als eine negative Haltung aufgefasst. Vielmehr wird berücksichtigt, dass es eine Vielzahl von triftigen Gründen für diesen Verzicht gibt. Durch offene Kommunikation und Absprachen lassen sich von vornherein unangenehme Schlamassel vermeiden. Kolumnist der WirtschaftsWoche, Marcus Werner, erzählt dementsprechend von großen Unternehmen, die sich durch farbige Bänder gegenseitig signalisieren, wie sie begrüßt werden möchten. So können unangenehme und lästige Diskussionen von vornherein vermieden werden.
 
Was aufgrund dieses tief verwurzelten Rituals oft vergessen wird, ist, dass Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit auch durch andere Symbole vermittelt werden können. Klare Worte sind eines unserer mächtigsten Werkzeuge. Ein freundliches Lächeln. Eine nette Geste. Je mehr Menschen verstehen, dass man Stärke und Zuverlässigkeit auch ohne Händedruck vermitteln kann, desto einfacher werden zwischenmenschliche Begegnungen. Desto geringer ist der Druck auf den ersten Händedruck, der vermeintlich so viel über eine Person verraten kann. (futureorg/signals)
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