Ständige Erreichbarkeit: Ist Abschalten am Jahresende möglich?

Das neue Buch lesen, Zeit mit der Familie verbringen oder einfach mal die Füße hochlegen: Zwischen den Jahren nutzen wieder mehr Deutsche ihre freien Tage, um tatsächlich abzuschalten. Zuvor waren mehr Berufstätige auch während ihres Urlaubs dienstlich erreichbar.

Unter den Berufstätigen, die in diesem Jahr in der Weihnachts- und Silvesterzeit frei haben, ist nur noch knapp die Hälfte (49 Prozent) trotz Urlaubs dienstlich erreichbar. Vor 5 Jahren waren es noch fast drei Viertel (2018: 71 Prozent). Während es 2019 ebenso noch 71 Prozent waren, zeigt sich seit Corona ein Trend weg von der permanenten Verfügbarkeit. 2020 waren noch 61 Prozent während ihres Urlaubs am Jahresende erreichbar, 2021 53 Prozent und 2022 55 Prozent. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

Work-Life-Balance

Vor allem den 30- bis 49-Jährigen ist es demnach wichtig, im Weihnachts-Urlaub ansprechbar zu sein (54 Prozent). Unter den Jüngsten (16 bis 29 Jahre) sind dagegen nur 46 Prozent. Unter den Älteren (50 bis 64 Jahre) 43 Prozent. „Das Bewusstsein für eine ausgewogene Work-Life-Balance wächst. Gerade wenn die Grenzen zwischen Privat- und Arbeitsleben durch Möglichkeiten zum Homeoffice und mobilem Arbeiten verschwimmen, sind ungestörte Auszeiten wichtig – sowohl für das persönliche Wohlbefinden als auch für die Arbeitsleistung. Es sollten also alle gemeinsam ein Interesse haben, den Urlaub auch wirklich Urlaub sein zu lassen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
 
Praktisch alle, die im Weihnachtsurlaub erreichbar sind, lassen sich per Kurznachricht wie SMS oder WhatsApp kontaktieren (48 Prozent). Fast ebenso viele gehen dienstlich ans Telefon (47 Prozent). Mails lesen 44 Prozent während des Urlaubs. Videotelefonate etwa über Skype, Zoom oder FaceTime führen 22 Prozent. Per Kollaborationstools wie Microsoft Teams oder Slack sind hingegen nur 5 Prozent erreichbar. 

Will man erreichbar sein?

Hinter der Erreichbarkeit steckt dabei vor allem die (angenommene) Erwartungshaltung der Führungsebene: Die Mehrheit (58 Prozent) ist erreichbar, da sie davon ausgeht, dass ihre Vorgesetzten dies erwarten. Bei 43 Prozent erwarten es nach eigener Ansicht ihre Kund:innen. 40 Prozent gehen davon aus, dass die Kolleg:innen es erwarten. Ein Viertel (25 Prozent) meint, dass Geschäftspartner:innen Erreichbarkeit auch um die Feiertage erwarten. 15 Prozent nehmen das von ihren Mitarbeiter:innen an. Nur 13 Prozent der Berufstätigen, die während des Urlaubs erreichbar sind, möchten dies ausdrücklich von sich aus sein.
 
„Arbeitgeber sind in der Pflicht, während der Abwesenheit funktionierende Vertretungslösungen zu organisieren“, sagt Rohleder. „Ausnahmen für die Erreichbarkeit gelten zwar zum Beispiel für leitende Angestellte, wenn eine Erreichbarkeit aber notwendig ist, sollten klare und einvernehmliche Regelungen zum Beispiel im Sinne eines Bereitschaftsdienstes getroffen werden.“ (bitkom/futureorg/signals)
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