Deutschland liebt das Radfahren – und hasst Umständlichkeit?

Wir Deutschen lieben das Fahrradfahren – das ist quasi eine Tatsache. Trotzdem schaffte es diese Sportart in den vergangenen Jahren erheblich an Beliebtheit zu gewinnen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Es ist nicht nur gut für die Gesundheit, sondern schützt auch die Umwelt und spart Geld.

Es war der erste Führerschein, den wir bestanden haben. Die Fahrradprüfung war wahrscheinlich das Aufregendste, was man in der vierten Klasse machen konnte – endlich wie die Großen auf der Straße und ganz allein Fahrrad fahren. Der erste Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Man hat es genossen, bis man alt genug war, um selbst Auto zu fahren. Plötzlich war das Interesse am Radfahren verflogen. Man freute sich über die langen Strecken, die man endlich in kürzerer Zeit zurücklegen konnte. Es vergeht eine gewisse Zeit, bis man sich wieder an die vielen Vorzüge des Radelns erinnert.

Gut für den Geldbeutel

Seitdem man die Verantwortung und vor allem die Kosten für das Auto selbst trägt, überlegt man sich zweimal, ob sich die Ausgaben für eine bestimmte Strecke lohnen. Oder ob es auch preiswerter geht. Vor allem seit dem Ukraine-Krieg sind die Spritkosten so stark gestiegen, dass sich die Bevölkerung Gedanken über ihr Mobilitätsverhalten macht. So stellte der ADAC fest, dass jeder Zweite inzwischen vermehrt auf Autofahrten verzichtet. Mit dem Ziel, Energie und Geld zu sparen, ist das Fahrrad die wohl beliebteste Alternative.
 
Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. Das Umweltbundesamt zeigt in einem Vergleich der Verkehrsträger eine enorme Emissionsreduktion durch Radfahren und zu Fuß gehen. Um genau zu sein, können 160 g Treibhausgasemissionen pro Personenkilometer im Vergleich zum Auto eingespart werden.

Nachhaltigkeit vs. Umständlichkeit bei der Gen Z

Obwohl Nachhaltigkeit für die Generation Z ein zentrales Anliegen ist, hinkt die Popularität des Fahrrads noch zu weit hinterher. Bevorzugt werden das Zufußgehen, öffentliche Verkehrsmittel oder das Auto. Grund dafür sind die Unannehmlichkeiten, die das Radfahren mit sich bringt. Zwar ist die Gen Z bereit, Zeit zugunsten der Umwelt zu opfern – schließlich ist sie auch für Demonstrationen gegen Flugreisen und für die verstärkte Nutzung anderer öffentlicher Verkehrsmittel bekannt -, mit zunehmendem Zeitaufwand und Umständen nimmt diese Motivation jedoch ab.
 
Der Wunsch nach innovativeren Mobilitätsangeboten ist entsprechend groß, berichtet das Bayerische Zentrum für Tourismus: “Bessere Mobilitätsangebote im ländlichen Raum, Ressourcen- und Klimaschutz, das Ineinandergreifen verschiedener Mobilitätsangebote sowie ein problemloser Übergang derer, aber auch innovative Systeme, die zur Sicherheit im Straßenverkehr beitragen oder Mobilitätsservices, die eine Seamless Journey problemlos ermöglichen.”

Das Fahrrad ist kein Problem…

Das Problem ist nicht das Fahrrad an sich, sondern vielmehr die Rahmenbedingungen, die verbessert werden sollten, um die Bereitschaft zu steigern – autofreie Zonen, mehr Platz für Radfahrer und vieles mehr. So ermittelte der ADAC in einer Umfrage den Bedarf an “durchgängigen Radwegenetzen, auf denen Radfahrer sicher und zügig vorankommen können.”
 
Auch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr beschäftigt sich regelmäßig mit diesem Sachverhalt und erstellt alle zwei Jahre einen “Fahrradmonitor”, der die Bevölkerung rund um das Thema “Radfahren” befragt. Die Ergebnisse des letzten Monitors aus dem Jahr 2021 zeigen, dass der Zuspruch für das Fahrrad zwar weiter steigt, es aber dringende Forderungen an die Politik gibt. Neben dem Wunsch nach mehr Radwegen gibt es den Anspruch auf mehr Verkehrssicherheit. Die Wünsche reichen von einer besseren Trennung von Radfahrern, Autofahrern und Fußgängern. Hin zu mehr Schutzstreifen und sicheren Fahrradabstellanlagen.
(ADAC/umweltbundesamt/bzt.bayern/BMDV/mobility-talk/futureorg/signals)
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