Digital Detox -Ein Interview mit Agatha Schütz

Gerade in der Zeit der Digitalisierung steigt immer wieder der Bedarf nach „Digital Detox“: Fast die Hälfte der Internutzer haben mindestens einmal versucht, ihre Nutzung bewusst zu reduzieren. Das scheinbare Paradoxon ist einfach erklärt: Digitale Technologien beeinflussen jeden Aspekt unseres Lebens und können sogar süchtig machen – was zum alltäglichen digitalen Stress beiträgt. Um mentale Klarheit zu behalten, steigt die Nachfrage nach Digital Detox Angeboten. Agatha Schütz präsentiert in diesem Kontext die „Detox Destination“: Eine Offline Destination fernab von W-LAN und Social Media.

Was genau ist die „Detox Destination“ und welches Ziel verfolgen Sie dadurch?
 
Wir möchten mit unseren „Digital Detox Reisen“ zu einer Auszeit von der digitalen Welt ermutigen beziehungsweise eine bewusste Auszeit vom digitalen Wahnsinn ermöglichen. Zu einer Rückbesinnung und den wichtigen Dingen des Lebens. Das Smartphone einfach mal zur Seite legen und den Moment genießen. Im Hier und Jetzt sein. Gleichzeitig möchten wir Erfahrungen schaffen, die das digitale Bewusstsein nachhaltig schärfen.
 
Warum ist es in digitalen Zeiten wichtig, abzuschalten?
 
Es klingt wie ein Paradox, ist es aber nicht: Nur wer regelmäßig richtig „abschaltet“ ist langfristiger ausgeglichener. Selbstverständlich hat die Digitalisierung unendliche Vorteile und wir möchten dies auch nicht verteufeln. Uns geht es um ein schärferes Bewusstsein und mehr Achtsamkeit. Die Smartphones haben nicht nur die Art, wie wir leben, verändert. Sie haben uns auch als Menschen geprägt: Wir sind zum „Homo Digitales“ geworden und wenn man ganz ehrlich mit sich selber wäre, stellt man fest, dass die meisten Menschen nervös werden, wenn sie ohne Handy aus dem Haus gehen.
 
Und aus dieser Intention haben Sie die Detox Destination gegründet?
 
Unsere Motivation zur Gründung von Digital Detox Destination ist ehrlich gesagt aus dem eigenen Wunsch nach mehr Ruhe und Rückzug vom digitalen Stress entstanden. In unseren Marketing- und Social Media-Jobs gehören Laptop und Handy zum alltäglichen Begleiter. Selbst wenn wir uns vorgenommen haben, das Handy für ein paar Stunden aus der Hand zu legen, hat es auf eigene Faust nicht geklappt. So kam die Idee zum digitalen Fasten auf Reisen in Verbindung mit tollen Erlebnissen, bei denen man das Handy nicht vermissen sollte.

Agatha Schütz

ist Agentur-Inhaberin der A. & A. Communications GmbH für nachhaltige Marketingkonzepte und digitale und crossmedial Kompetenzen. 2020 gründete sie die Digital Detox Destination: ein Partner für alles rundum Digital Detox.

Warum steigt die Nachfrage nach Digital Detox, ihrer Meinung nach, aktuell so enorm?
 
Digital Detox ist viel mehr als nur ein Trend. Es ist inzwischen ein gesellschaftliches Thema, das sich durch sämtliche Lebensbereiche zieht. Ob Digitales Burnout, Schlafstörungen oder Online-Sucht, alles keine Einzelfälle! Krankenkassen entwickeln Programme, Firmen suchen nach Schulungen gegen Stress. Dabei ist vor allem die permanente Erreichbarkeit ein grundlegendes Problem. Hinzukommt aber auch, dass der ständige Vergleich mit anderen Menschen auf Social Media Depressionen fördern kann. Darüber hinaus sind viele Menschen die ständigen Negativ-Nachrichten aus der Presse leid. Ein digitaler Entzug ist auf eigene Faust häufig für viele nicht realisierbar. Aus diesem Grund steigt das Angebot und gleichzeitig die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten.
 
Wie kommt es dazu, dass der bewusste Verzicht meistens nur wenige Stunden anhält?
 
Es sind nicht nur erlernte Strukturen und Gewohnheiten. Das Hauptproblem liegt im Effekt vieler Apps und Handy-Anwendungen. Ähnlich wie bei Alkohol oder anderen Süchten kann auch durch zu viel Handy oder Social Media zu viel Dopamin ausgeschüttet werden. Dieser Botenstoff stimuliert unser Belohnungssystem und sorgt für ein echt tolles Gefühl der Zufriedenheit! Das möchte man natürlich immer wieder erleben. Gleichzeitig können sich viele Menschen nicht mehr vernünftig mit sich selber beschäftigen oder auch einfach mal nichts tun. Da ist der Griff zum Handy am einfachsten.
 
Haben Sie Tipps, wie sich Digital Detox „durchziehen“ lässt?
 
Richtiger Wecker statt Handywecker, kein Handy im Schlafzimmer und zwei Stunden vor dem Schlafengehen kein Handy benutzen. Diese sind die ersten Schritte. Im Anschluss kann man Handypausen bewusst in den Alltag einbauen, zum Beispiel ohne Handy einkaufen oder spazieren gehen. Beim Abendessen Handys verbannen, Handy in den Schwarz-Weiß Modus schalten, damit es weniger interessant wird, Bildschirmzeit überprüfen: Das macht den eigenen Handykonsum bewusster. Oder auch Push-Notifications ausschalten. Einfach den Leerlauf bewusst genießen und mal lernen, durch die Gegend zu schauen oder sich auf seine Atmung zu fokussieren, statt zum Handy zu greifen.
 
Das Interview führte Hannah Herden vom futureorg Institut.
 
(futureorg/signals)
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