Warum steigt die Nachfrage nach Digital Detox, ihrer Meinung nach, aktuell so enorm?
Digital Detox ist viel mehr als nur ein Trend. Es ist inzwischen ein gesellschaftliches Thema, das sich durch sämtliche Lebensbereiche zieht. Ob Digitales Burnout, Schlafstörungen oder Online-Sucht, alles keine Einzelfälle! Krankenkassen entwickeln Programme, Firmen suchen nach Schulungen gegen Stress. Dabei ist vor allem die permanente Erreichbarkeit ein grundlegendes Problem. Hinzukommt aber auch, dass der ständige Vergleich mit anderen Menschen auf Social Media Depressionen fördern kann. Darüber hinaus sind viele Menschen die ständigen Negativ-Nachrichten aus der Presse leid. Ein digitaler Entzug ist auf eigene Faust häufig für viele nicht realisierbar. Aus diesem Grund steigt das Angebot und gleichzeitig die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten.
Wie kommt es dazu, dass der bewusste Verzicht meistens nur wenige Stunden anhält?
Es sind nicht nur erlernte Strukturen und Gewohnheiten. Das Hauptproblem liegt im Effekt vieler Apps und Handy-Anwendungen. Ähnlich wie bei Alkohol oder anderen Süchten kann auch durch zu viel Handy oder Social Media zu viel Dopamin ausgeschüttet werden. Dieser Botenstoff stimuliert unser Belohnungssystem und sorgt für ein echt tolles Gefühl der Zufriedenheit! Das möchte man natürlich immer wieder erleben. Gleichzeitig können sich viele Menschen nicht mehr vernünftig mit sich selber beschäftigen oder auch einfach mal nichts tun. Da ist der Griff zum Handy am einfachsten.
Haben Sie Tipps, wie sich Digital Detox „durchziehen“ lässt?
Richtiger Wecker statt Handywecker, kein Handy im Schlafzimmer und zwei Stunden vor dem Schlafengehen kein Handy benutzen. Diese sind die ersten Schritte. Im Anschluss kann man Handypausen bewusst in den Alltag einbauen, zum Beispiel ohne Handy einkaufen oder spazieren gehen. Beim Abendessen Handys verbannen, Handy in den Schwarz-Weiß Modus schalten, damit es weniger interessant wird, Bildschirmzeit überprüfen: Das macht den eigenen Handykonsum bewusster. Oder auch Push-Notifications ausschalten. Einfach den Leerlauf bewusst genießen und mal lernen, durch die Gegend zu schauen oder sich auf seine Atmung zu fokussieren, statt zum Handy zu greifen.
Das Interview führte Hannah Herden vom futureorg Institut.
(futureorg/signals)