Hohe Strompreise: Wie sie Rechenzentren und Digitalwirtschaft belasten

Rechenzentren und Netzbetreiber sind massiv von den steigenden Strompreisen betroffen und fürchten mögliche Stromengpässen im Winter. Wie sich der Energiebedarf der Rechenzentren entwickelt und welche Maßnahmen für eine bessere Nachhaltigkeit der Branche notwendig sind, wird in einer Bitkom-Studie, die vom Borderstep Institut durchgeführt wurde, dargestellt.

„Die im europäischen Vergleich sehr hohen Stromkosten sind seit Jahren ein entscheidender Standortnachteil für deutsche Rechenzentren. Durch die stark gestiegenen Energiepreise nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine spitzt sich die Situation für die Digitalwirtschaft insgesamt zu“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Konsequente und zielgerichtete Schritte zur Entlastung der digitalen Wirtschaft von den explodierenden Energiepreisen sind notwendig, um die Digitalisierung voranzutreiben und Deutschlands digitale Souveränität zu stärken.“

Wie die Strompreise Unternehmen strapazieren

Die Stromkosten machen insbesondere in den sogenannten Colocation-Rechenzentren den Löwenanteil der Betriebskosten aus. Die Nutzung von Colocation-Rechenzentren ist weitverbreitet. Sie stellen IT-Infrastruktur und Server für die IT-Anwendungen von Unternehmen bereit und geben die Stromkosten in der Regel direkt und meist vollständig an diese Unternehmen weiter. Im Bereich der Cloud-Rechenzentren ist mittelfristig ebenfalls mit steigenden Preisen zu rechnen.
 
„Rechenzentren und Telekommunikationsnetze sind das Rückgrat der Digitalisierung in Deutschland. Die hohen Strompreise belasten nicht nur die Branche selbst, sie wirken sich auch auf alle Unternehmen aus, die von ihnen abhängig sind“, so Rohleder. „Neben einem schnellen Ausbau erneuerbarer Energien brauchen wir Standortbedingungen, die Rechenzentren im Land halten. Der Bedarf an Rechenzentrumskapazitäten und Standorten nimmt weiter deutlich zu.“
 
Der Strombedarf der Rechenzentren in Deutschland liegt aktuell bei 16 Milliarden Kilowattstunden im Jahr – bis 2030 dürfte der Bedarfszuwachs jährlich zwischen 3,5 und 5 Prozent betragen. So ergab die Bitkom-Studie. „Wichtig ist auch, dass die Betreiber von Rechenzentren ihre Energieeffizienz weiter steigern – auch im Interesse des Klimaschutzes. Hier wurden in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt. So hat sich die in Rechenzentren installierte Rechenkapazität pro verbrauchter Kilowattstunde Strom seit 2010 fast verfünffacht“, betont Rohleder.

Rechenzentren: die Priorität

Angesichts der angespannten Lage auf den Energiemärkten fordert Bitkom zudem, Rechenzentren mit systemrelevanter IT-Infrastruktur bei einem drohenden Strommangel im Herbst und Winter prioritär zu berücksichtigen. „Die Betreiber von Rechenzentren sind enorm von zu befürchtenden Stromengpässen im Winter bedroht. Bereits jetzt sind die Dieseltanks zur Notstromversorgung bei den meisten maximal gefüllt“, sagt Rohleder.
 
Problematisch sei mit Blick auf mögliche Stromengpässe, dass durch aktuelle Regelungen bislang lediglich größere Rechenzentren mit einer jährlichen Anschlussleistung von mehr als 3,5 Megawatt pro Jahr berücksichtigt werden könnten. „Allerdings gibt es auch kleinere Rechenzentren, die systemrelevante IT betreiben. Die Größe allein darf nicht dafür ausschlaggebend sein, ob ein Rechenzentrum bei der Aufstellung von Notfallplänen berücksichtigt wird. Dieser Umstand muss bei den Planungen für Herbst und Winter eine Rolle spielen“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. (bitkom/futureorg/signals)

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