Re-Invention: Wie ein Traditionsunternehmen sich neu erfunden hat

Die Orgelbau-Branche ist traditionsreich. Mitte des letzten Jahrhunderts war die Nachfrage nach Orgeln riesig. Heute ist der Absatz in Deutschland jedoch gering. Die Ursachen liegen nicht nur in der Corona-Pandemie. Das Beispiel eines Orgelbauunternehmen zeigt, wie ein Traditionsunternehmen neue Ideen entwickeln und neue Märkte erschließen kann.

Die Orgelbau-Branche ist traditionsreich. Mitte des letzten Jahrhunderts war die Nachfrage nach Orgeln riesig. Heute ist der Absatz in Deutschland jedoch gering. Die Ursachen liegen nicht nur in der Corona-Pandemie. Das Beispiel eines Orgelbauunternehmen zeigt, wie ein Traditionsunternehmen neue Ideen entwickeln und neue Märkte erschließen kann.
Wolfgang Oberlinger ist Orgelbauer in der siebten Generation. Um seine Erfahrungen in einer höchst traditionellen Branche geht es in der SWR Dokumentation Der Orgelbauer – Oberlingers Kampf ums Traditionsgeschäft. Weltweit gibt es kein weiteres Orgelbauunternehmen, das eine längere Familientradition hat: Seit beinahe 150 Jahren gibt es das traditionsreiche Unternehmen bereits. Die Orgeln aus einem kleinen Örtchen bei Bad Kreuznach erklingen weltweit in Kirchen und Kathedralen.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen riesigen Bedarf an Orgeln, nachdem viele Kathedralen und Kirchen von Bombenangriffen zerstört worden waren. Doch heute wird es immer schwerer, mit dem Orgelbau ein lukratives Geschäft zu machen. Sie sind zunehmend schwieriger zu verkaufen. Den Kirchen schwinden die Mitglieder, dementsprechend leer sind die Gottesdienste. Häufig müssen ganze Gotteshäuser schließen. So hieß es 2005 für das Orgelbauer-Unternehmen: Insolvenz. Aufgeben war für Oberlinger jedoch keine Option. So kaufte er einige Jahre später einen Teil der Werkstätten zurück. Damit das Geschäft überleben kann, muss Oberlinger jedoch dringend auf neue Märkte setzen.

Neuen Markt erschaffen

Oberlinger machte aus der Not eine Tugend. Gemeinsam mit seiner Tochter hatte er die Idee, nun vermehrt auf Kleinstorgeln für den Hausgebrauch zu setzen. Der Markt dafür existierte bisher nicht, so war sich Oberlinger sicher: “Wir wollen den Markt dafür erschaffen!” Technisch kein leichtes Unterfangen – aber eine Herzensangelegenheit für den Orgelbauer. Jedoch reicht das, samt Reparaturen an bereits bestehenden Orgeln, nicht aus, um das Geschäft über Wasser zu halten.
 
In Deutschland verkauft der Orgelbauer kaum noch seine Instrumente. Neue Orgeln entwirft er daher hauptsächlich für das Ausland. Seine Hoffnung setzt Oberlinger insbesondere auf China. Das Land hat sich für westliche Kulturen geöffnet und seine Elite schmückt sich gerne mit westlichen Luxusgütern. Mit seinen vielen Millionenstädten samt Konzerthäusern und Theatern ist der Bedarf nach Orgeln vergleichsweise groß. Und auch private Abnehmer:innen für die deutschen Orgeln des Traditionshauses sind in China vorhanden. Das macht sich der gelernte Schreiner zu Nutzen. “Der chinesische Markt ist ein sehr besonderer Markt”, erklärt Oberlinger gegenüber dem SWR. “Sie brauchen Freundschaften und Vertrauen. Sie wollen das Beste oder gar nichts. Und das muss natürlich auch bezahlbar sein”, erklärt der Orgelbauer weiter. (SWR/futureorg/signals)
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