Unverpackt: Wie Unternehmen die nachhaltigste Produktverpackung finden

Plastikverpackungen sind immer schlecht, Glas und Papier per se besser? Viele Verbraucher:innen handeln nach solchen vereinfachten Faustregeln, doch diese führen häufig auf die falsche Fährte. Auch Unternehmen sind sich oft unsicher, wie eine Verpackungsumstellung in Richtung Nachhaltigkeit gelingen kann.

Innoredux: Forschungsprojekt zur Reduktion von Plastikmüll

Im Projekt „Innoredux“ untersuchten die Forschenden des IÖW und des ifeu Verpackungen unter anderem für Lebensmittel und Drogerieprodukte. Dabei diskutierten sie die Ergebnisse mit den im Vorhaben beteiligten Unternehmen. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, gemeinsam mit Handelsunternehmen und der Stadt Heidelberg innovative Verpackungslösungen zu entwickeln. Die Forschenden möchten dabei im Handel den Plastikeinsatz und Plastikmüll reduzieren. „Die Flut von Verpackungsmüll und der damit verbundene CO2-Ausstoß werden sich nur verringern, wenn Unternehmen ihre Verpackungslösungen optimieren“, sagt der Umweltökonom Frieder Rubik vom IÖW, der das Projekt Innoredux leitetete.

Verpackungen: Bisher nur ein Randthema in Unternehmensstrategien

Obwohl die Verpackung als Aushängeschild des Unternehmens und des Produkts gelten kann, spielt sie in den meisten Unternehmensstrategien nur eine Nebenrolle. „Die Umstellung auf nachhaltige Verpackungen sollte ein langfristiges strategisches Unternehmensziel sein“, empfiehlt Nachhaltigkeitsforscherin Eva Wiesemann vom IÖW. „Hilfreich ist es, eine Verpackungsstrategie zu erarbeiten – etwa für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren. Sie sollte in die Gesamtstrategie des Unternehmens integriert sein und alle Verpackungsarten berücksichtigen.“

Ökobilanzen vergleichen, Verpackungen optimieren 

In einem Leitfaden für Unternehmen stellen die Forschenden sechs Ansatzpunkte vor, um Verpackungen zu reduzieren: von unverpackt über Mehrweg bis hin zu alternativen Materialien. Verpackungsexpertin Carola Bick vom ifeu stellt ein Beispiel vor: „Für flüssiges Textilwaschmittel, das in der Regel in einer Plastikflasche verkauft wird, erreicht man die größte Einsparung durch eine Unverpacktlösung per Abfüllstation. Aber auch ein Karton kann ökologisch sinnvoll sein – Voraussetzung hierfür ist eine Produktumstellung von flüssigem Waschmittel zu Waschpulver.“ 
 
Eine Umstellung auf eine Flasche aus Recyclingkunststoff hat hingegen nur einen geringen ökologischen Effekt. „Je nach Zielgruppe kann auch eine niedrigschwellige Lösung eine gute Wahl sein. Das flüssige Waschmittel kann zum Beispiel in einem materialsparenden Einweg-Standbeutel abgefüllt sein. Dabei sollte der Anbieter auf die Recyclingfähigkeit des Materials achten“, ergänzt Carola Bick.
Quelle: Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) / Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)

Vorsicht bei Einweg-Glas

Obwohl jeder Einzelfall genau angeschaut werden muss, lassen sich einige Faustregeln festhalten: Unverpackt ist aus ökobilanzieller Sicht für die meisten trockenen Lebensmittel und für andere feste Produkte wie Stückseife die beste Variante. Von Einweg-Glas hingegen raten die Forschenden in jedem Fall ab, denn sowohl die Herstellung als auch der Transport sind extrem energieintensiv. „Auch beim Einsatz von Biokunststoffen, vor allem bei kompostierbaren, können unterm Strich die Nachteile überwiegen“ so Carola Bick.

Über Verpackungsmythen aufzuklären, kann die Akzeptanz der Kunden erhöhen

Hinweise auf der Verpackung oder Infoschilder am Regal helfen, die Kaufbereitschaft für nachhaltige Alternativen zu steigern. Wie das aussehen kann, zeigte das Projekt Innoredux im Jahr 2021 im Rahmen eines Reallabors in Heidelberger Geschäften unter anderem mit Infografiken und Flyern.  (IÖW/futureorg/signals)

Leitfaden und Infografiken kostenlos herunterladen:

  • Den Leitfaden für Unternehmen “Verpackungen ökologisch optimieren” können Sie hier herunterladen.

  • Die Infografiken und Übersichtsökobilanzen zu beispielhaften Produktverpackungen können Sie hier herunterladen.

  • Die Pressegrafik “Treibhausgasemissionen von Verpackungen für Textilwaschmittel” können Sie hier herunterladen.

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