TAB-Krisenradar: Krisen frühzeitig erkennen

Die Coronapandemie hat die Verletzlichkeit und Krisenanfälligkeit komplexer Gesellschaften gezeigt. Um solche Krisen zu bewältigen, ist frühzeitige Identifizierung zentral. Dazu wird beim TAB ein „Krisenradar“ entwickelt. Simone Borchardt, Bundestagsabgeordnete, bietet ihre Expertise.

Von der Coronapandemie bedroht, haben sich moderne Gesellschaften als weniger stabil gezeigt, als von vielen angenommen. Solche Krisen sind auch in Zukunft nicht ausgeschlossen. Herausforderungen jeder Art können im Rahmen der gesellschaftlichen Entwicklungspfade zusammenwirken – und zu Krisen bisher unbekannter Art führen. Für die Verhinderung und Bewältigung solcher Krisen wäre zentral, Anzeichen frühzeitig identifiziert zu können.
 
Dazu entwickelt das TAB – Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag – ein „Krisenradar“ – um die Resilienz von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft durch Krisenvorhersage zu stärken. Simone Borchardt, ordentliches Mitglied des Deutschen Bundestages im Gesundheits- und im Petitionsausschuss sowie stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss und im Ausschuss für Arbeit und Soziales, bietet ihre Einblicke in die Entwicklung des Radars.
 

Umfassendes Krisenbild betrachten

 
Krisen und Konflikte nehmen weltweit zu. Vor diesem Hintergrund betont Simone Borchardt die Wichtigkeit einer gelungenen Krisenstrategie. Dabei sollen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die eine bessere Vorbereitung auf Krisensituationen und einen besseren Umgang mit Krisen ermöglichen können. „Es geht ausdrücklich nicht nur um die Vorhersage militärischer Konfliktpotenziale, sondern auch um ein allumfassendes Lagebild“, sagt die Bundestagsabgeordnete. „Dabei sollen auch sozioökonomische Aspekte bis hin zu Zerfallserscheinungen bestimmter Regionen betrachtet werden.“
Simone Borchardt Personenvorstellung
 
Simone Borchardt ist seit September 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Berichterstatterin zum Thema „Sucht und Drogen, Heil- und Hilfsmittelversorgung, Selbstverwaltung, Sozialwahlen und für Ärztliche Versorgung“ ist sie im Gesundheitsausschuss tätig. Zudem ist sie Geschäftsführerin einer Pflegeeinrichtung in ihrem Wahlkreis in Nordwestmecklenburg, Mecklenburg-Vorpommern.
 
Eine gute Lösung könnte dabei das Radar des TAB darstellen. Denn „wenn man eine gut funktionierende Datenerhebung und -verknüpfung implementiert und diese mit den passenden Algorithmen ausstattet, erhält man auch einen weitaus umfassenderen Blick auf die Entstehung von Krisenherden“, so Borchardt. Und im Rahmen des TA-Projekts soll genau untersucht werden, wie ein kontinuierliches vorausschauendes Krisenradar gestaltet und institutionell – auch international – verankert werden müsste, um ein frühzeitiges Krisen- und Risikomanagement zu ermöglichen.
 

KI-Einsatz für Krisenerkennung

 
Als Informationsbasis für das Krisenradar-Projekt wurden vier Gutachten vergeben. Dabei wurden die nationalen und die internationalen Erfahrungen politischer Einrichtungen mit Frühwarnsystemen in der aktuellen Pandemiekrise aufgearbeitet. Die Gefahren mit hohem Krisenpotenzial für Deutschland wurden zudem prospektiv und kategorisierend analysiert. Außerdem wird eine Vulnerabilitätsanalyse des Gesundheitssystems durchgeführt: Dabei liegt der Fokus auf Risiken wie Klimawandel, Pandemien und Cyberkriminalität.
 
Wichtige Erkenntnisse bietet das Radar-Projekt für die Zukunft von künstlicher Intelligenz – insbesondere für deren Einsatz im operativen Bereich bewährt. Dies betont Borchardt: „Es ist davon auszugehen, dass diese Technologie in den kommenden Jahren einen deutlich größeren Einfluss auf viele Entscheidungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft haben wird. Darum ist ein Krisenradar sehr relevant für eine starke Wirtschaftsnation wie Deutschland.“ Daher könnte ein Krisenradar auch für andere Krisen neben der Corona-Krise genutzt werden.
 
Die Schwäche des TA-Projekts sind minimal: „Da das Krisenradar quasi ein Pilotprojekt ist, können falsch verarbeitete Daten auch zu den verkehrten Rückschlüssen führen“, erklärt Simone Borchardt. „Diese Gefahr besteht jedoch bei Datenmodellen naturgemäß immer.“ Das TA-Projekt soll insgesamt vier Module umfassen: Aktuelle sowie zukünftige Krisen werden analysiert. Dazu werden institutionelle Verankerungen der Früherkennung von Bedrohungen und neue Perspektiven für transformative Resilienz entwickelt. (TAB/futureorg/signals)
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