Drittmärkte-Abhängigkeit: Mittelstand fordert europäische Produktion

Ein freier, von China unabhängiger Warenverkehr ist die Voraussetzung, um in zukünftigen Krisen handlungsfähig zu bleiben. Dieser Meinung sind die meisten deutschen Mittelständler. Was folgt, ist der Wunsch nach einer europäischeren Produktion – um sich von dieser Abhängigkeit zu befreien

Die Corona-Pandemie hat die deutsche Industrie unerwartet getroffen und dabei ihre Abhängigkeit von Drittmärkten deutlich offengelegt. Die aus der Pandemie resultierenden Preissteigerungen in den Lieferketten betreffen letzten Endes auch die Konsumenten, die die Teuerungen zwangsläufig mittragen. Deutschland und die Europäische Union mussten in den vergangenen anderthalb Jahren feststellen, dass manche Komponenten industrieller Bauteile nur noch in Asien hergestellt werden.
 
Insbesondere die chinesische Regierung hat gelernt, dass sie an neuralgischen Punkten der Wertschöpfung am längeren Hebel sitzt und bestimmte Entwicklungen steuern kann, zum Beispiel, indem sie Exporte reguliert, um bestimmte Güter aus Vorsicht für sich selbst zu horten oder um andere Länder zu bestimmten Entscheidungen zu drängen. Bei Mittelständler wächst dieses Bewusstsein: Und sie wollen die Produktion zurückverlagern.
 

Produktion nach Europa verlegen

 
Bei Mittelständlern wächst immer mehr das Bewusstsein, dass „Made in Germany“ nur dann auf einem Produkt stehen sollte, wenn die Fertigung neben technologischen Standards auch deutschen Umwelt- und Sozialstandards entspricht. Bei großen Teilen der gesamten deutschen Wirtschaft ist die Erkenntnis hinzugekommen, dass eine zu große Abhängigkeit von der Volksrepublik China immensen Schaden für Deutschland nach sich ziehen kann. Es geht dabei nicht nur um die Vorbereitung auf die nächste Pandemie, sondern auch um die politischen Beziehungen. Vor einer möglichen Eskalation der Beziehungen zu China muss Europa gewappnet sein, um im Krisenfall handlungsfähig bleiben und sich mit lebenswichtigen Produkten selbst versorgen zu können.
 
Die aktuelle Problematik dringt tief in die Wertschöpfungsketten ein und setzt sich dort fort. Auch Handwerker springen inzwischen von Baustelle zu Baustelle und schauen, dass sie dort Stück für Stück ihre Arbeit vollenden. Je nachdem, welche Materialien und Bauteile gerade zur Verfügung stehen, entscheiden sie, welchen Auftrag sie als Nächstes fortführen. Die Lösung könnte sein, die Produktion unverzichtbarer Bestandteile nach Europa zurückzuverlegen. Aber nur, wenn die Konsumenten wirklich bereit sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, ist diese Strategie, auf entsprechende Zulieferungen aus China zu verzichten, wirtschaftlich umsetzbar. (zdh/futureorg/signals)
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