Nicht alle Unternehmen gleichermaßen betroffen
Aus früheren Wirtschaftskrisen ist bekannt, dass nicht alle Unternehmen gleichermaßen betroffen sind. Etwa hat die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009 vor allem international aktive Unternehmen schwer belastet. „Wir können also damit rechnen, dass auch die aktuelle Corona-Krise die Innovationsaktivitäten von exportstarken Unternehmen in Deutschland stärker trifft“, sagt Prof. Dr. Bettina Peters, stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ sowie Mitautorin des ZEW policy brief.
An Liquiditäts- und Finanzierungsproblemen in Folge von Krisen leiden vor allem kleine und mittlere Unternehmen. Große Unternehmen dagegen verfügen meistens über mehr interne Finanzmittel und haben einen besseren Zugang zu den Kreditmärkten. „Es ist gut, dass die Regierungen mehrerer europäischer Länder staatliche Unterstützungsprogramme für Unternehmen beschlossen haben. Bei einer länger anhaltenden Krise ist aber dennoch davon auszugehen, dass die Unternehmen in Liquiditätsprobleme laufen“, sagt ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach. „Und das wirkt sich wiederum auf die Möglichkeit der Unternehmen aus, in Forschung und Entwicklung zu investieren“.
Corona-Krise zwingt Unternehmen zu Kreativität
Während die meisten Unternehmen in Deutschland ihre FuE-Ausgaben am Wirtschaftszyklus ausrichten und damit in der Rezession herunterfahren, haben etwa 34 Prozent aller deutschen Unternehmen ihre Innovationsaktivitäten in der Finanzkrise 2008/2009 antizyklisch erhöht. Die Folgen der damaligen Rezession wurden von innovativen Unternehmen in Europa wesentlich besser verkraftet, so mussten sie unter anderem weniger Stellen streichen als Unternehmen, die nicht oder kaum innovieren.
In der Tat sind auch durch die Corona-Krise zahlreiche Unternehmen gezwungen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, so zum Beispiel in der Gastronomie, bei Zustelldiensten oder digitalen Angeboten.
ist jedoch häufig an bestimmte technische Ausstattungen, wie Labore oder Werkstätten, gebunden und zugleich ein kollaborativer Prozess, der die Zusammenarbeit von Menschen voraussetzt. „Auch wenn die jetzige Krise Zeit für Kreativität gibt, werden wir weniger antizyklisches Innovationsverhalten als während der Finanzkrise 2008 und 2009 zu sehen bekommen“, so Prof. Dr. Bettina Peters. Dem stimmt Sven Neumann zu.
Er findet, dass es für bessere Resilienz an vielen Voraussetzungen fehlt. Unternehmen seien gut beraten, organisatorische und finanzielle Vorkehrungen zu treffen. Hiervon hänge ab, wie schnell Unternehmen auf veränderte betriebswirtschaftliche Rahmenbedingungen reagieren können. Für die Zukunft sei es eine Voraussetzung, dass Einschränkungen in der Geschäftstätigkeit die Innovationsfähigkeit mit Blick auf Produkte, Services und ihr Vertrieb nicht behindern. “Vor allem darf das Finanzmanagement und die Kreditfinanzierung nicht mehr beschränkt werden”, betont der diplomierte Kaufmann, der auch an die Unternehmen appelliert: “Zur Verbesserung der Resilienz gehört auch, Mut zu zeigen und einfach einmal machen statt abwarten.”
Finanzierung oder Kooperation, was ist wichtiger?
Für die Politik bedeutet das aus Sicht der Autor:innen des ZEW policy brief, dass direkte und indirekte Finanzierungsinstrumente helfen können, Liquiditätsengpässe für Innovationsprojekte insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen zu überwinden und Zukunftserwartungen zu stabilisieren. Das grundsätzliche Problem für die Innovationstätigkeit in der derzeitigen Krise scheinen allerdings die Einschränkungen des Wirtschaftslebens zu sein.
Prof. Dr. Bettina
(leibniz-gemeinschaft/futureorg/signals)