Komplexität reduziert: Wie eine Unternehmensberatung Märkte beobachtet und Innovationen ermöglicht

Mit der TTT-Methode hat eine Dortmunder Unternehmensberatung ein unkompliziertes Vorgehen entwickelt, um Trends und Veränderungen in den Märkten kontrolliert in das Unternehmen hineinzutragen.

von links nach rechts: René Koch (Geschäftsführer), Iwona Sitarz (Marketing / Vertrieb), Guido Lehrke (Geschäftsführer); integral logistics GmbH & Co. KG

“Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen”, lautet ein Sprichwort, das auf das 16. Jahrhundert zurückgeführt wird. Dabei trifft es auf unser Zeitalter in herausragendem Maße zu. Schließlich leben wir inmitten der Digitalisierung, die das Wirken von Unternehmen in ihren Märkten auf den Kopf stellt. Und wenn wir ehrlich sind, dann ist das, was wir zurzeit erleben, nur der Anfang.  

Digitalisierung mehr als Technologie

Doch Manager, die in Digitalisierung nur eine Technologie sehen, haben diese Zeitenwende nicht verstanden. So hart und doch so einfach ist der Sachverhalt. Digitalisierung ist mehr als Technologie. Eigentlich ist sie nur eine Mechanik, durch die Managementpraktiken, Unternehmensprozesse und Geschäftsmodelle von einem Zustand in einen anderen überführt werden. “Digitalisierung erfordert vor allem ein neues Denken”, sagte Guido Lehrke in unserem jüngsten Gespräch. Er ist ein auf Logistik spezialisierter Unternehmensberater aus Dortmund. Ich habe bereits im vergangenen Jahr ein Gespräch mit ihm über das Ruhrgebiet geführt.

Was aber tut sein Unternehmen, integral logistics, um diese Grenzen im Denken der eigenen Mitarbeiter aufzubrechen, fragte ich ihn, während wir in den neuen Räumen des Unternehmens sitzen. Meine Absicht als Fragesteller ist klar: ich möchte ihn aus seiner Komfortzone locken und etwas mehr Insights aus ihm herauszukitzeln, mit Erfolg. Aus seinen Ausführungen erkenne ich im Wesentlichen drei Maßnahmen, die integral logistics umgesetzt hat:

Räume für Köpfe schaffen

Zum einen hat die Unternehmensberatung neue Köpfe ins Boot geholt. Rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt sie, darunter auch Fachkräfte aus dem Ausland. Zum anderen ist sie in neue Büroräume am Dortmunder Phoenixsee eingezogen, der einst ein Standort für eine riesige Industrieanlage war, die  über 20.000 Menschen beschäftigte. Das Büro selbst ist wie ein Coworking Space organisiert; flexible Arbeitsumgebung für unterschiedliche Arbeitsanlässe – von konzentriert Arbeiten bis reger Austausch unter Mitarbeitern und Kunden. “So sollen unnötige Hürden zwischen den Menschen entfallen”, resümierte Guido Lehrke.

Neue Funktionen in der Arbeitsorganisation

“Wir haben für uns intern den Entschluss gefasst, die agile Betriebsstruktur weiterzuentwickeln. So haben wir eine sehr konkrete Maßnahme umgesetzt, in dem wir die Position von ‘Senior Experts’ geschaffen haben”, führte Lehrke im Gespräch weiter. Die Idee dahinter ist nicht, bestehenden Funktionen einen neuen Namen zu geben, im Sinne von alter Wein in neuen Schläuchen. Mit der Änderung der Stellenbezeichnung haben sich nämlich die Arbeitsinhalte verändert. “Senior Experts haben wir bewusst nicht als Gruppenleiter oder Abteilungsleiter genannt, weil diese Führungskräfte Aufgaben wahrnehmen, die Projektarbeit, Teamentwicklung und Vertrieb gleichermaßen umfassen. ”

Top Ten Tasks – TTT 

Die dritte Maßnahme setzt sich implizit mit der Frage auseinander, wie es der Unternehmensberatung gelingen kann, einerseits die dynamischen Veränderungen in den Märkten zu erkennen und diese kontrolliert in das Unternehmen einzuführen. Was integral logistics hierzu gemacht hat, ist extrem einfach; aber genau in dieser Einfachheit liegt ihre Genialität. Die Unternehmensberatung hat sozusagen eine Pipeline geschaffen, die aus drei Modulen besteht. Im ersten Modul legt das gesamte Team ein Themen- und Aufgabenpool an. Diese können alles sein, was für die Belegschaft und das Unternehmen sowie für seine Kunden relevant sind.

TTT-Methode einfach wie operabel

Im zweiten Modul werden Themen und Aufgaben priorisiert, eine Art Zwischenspeicher wird dabei angelegt, in dem die Aufgaben und Themen eine erste Ordnung erhalten. Im dritten Modul werden aus dem Zwischenspeicher Top Ten-Aufgaben ausgewählt. Wichtigste Bedingung: Diese Aufgaben werden innerhalb von zwei Monaten umgesetzt. Geschieht dies nicht, fallen sie dauerhaft weg. Dann  rückt eine neue Aufgabe in die Top Ten-Liste. Werden sie hingegen umgesetzt, rücken aus dem Zwischenspeicher ebenfalls neue Aufgaben nach.

Ich finde, “TTT” ist eine einfache und operable weil kosteneffiziente Vorgehensweise, die der Unternehmensberatung hilft, einerseits die komplexe Dynamik auf den Märkten mithilfe der Kunden und Mitarbeiter zu beobachten, andererseits diese Dynamik kontrolliert in das Unternehmen einzuführen. 

Gänsehaut-Moment

Die Zeiten ändern sich und integral logistics hat einen Weg gefunden, wie es das eigene Unternehmen in ihnen verändern kann. Ich muss zugeben, spätestens an dieser Stelle des Gesprächs hatte ich Gänsehaut: vor genau 13 Jahren habe ich, damals noch ein frischgebackener Absolvent der Organisationssoziologie, einen Beitrag für perspektive:blau veröffentlicht. In “Management des Unvorhersehbaren” habe ich mich mit der Frage auseinandergesetzt, wie es Unternehmen gelingen, die absehbar wachsende Komplexität in den Märkten zu beobachten, um sie anschließend in die Wertschöpfung des Unternehmens zu überführen. Was in meinem Beitrag akademisch anmutet, hat die Dortmunder Unternehmensberatung mit der TTT-Methode auf einfachste Weise operabel gemacht. Als ich Guido Lehrke um Erlaubnis bat, seine TTT-Methode vorzustellen, fragte ich ihn, ob er denn nicht befürchte, dass seine Methode von anderen imitiert wird. Die Sorge bestünde zwar immer, entgegnete er mir, aber erinnerte daran, dass Wissen die Eigenschaft besitzt, sich zu mehren, wenn es geteilt wird. (futureorg/signals)

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