Green Nudging: die Aufforderung zu klimaschonendem Fliegen

Fliegen gilt als besonders klimaschädliche Art des Reisens. Vor allem die junge Generation engagiert sich beim Klimaschutz – wie bei „Fridays for Future“. Zugleich wollen junge Menschen kaum auf Flugreisen verzichten. Wie kann dieser Zielkonflikt überwunden werden?

Durch globale Streikaktionen und Bewegungen wie „Fridays for Future“ wird das Bewusstsein für den Klimawandel zunehmend verstärkt. Es sind primär junge Menschen, die sich für den Umweltschutz einsetzen. Trotzdem fliegen vor allem die 14- bis 30-Jährigen häufiger als andere. Dieses Verhalten spiegelt den „Mind-Behavior-Gap“ wider: die Diskrepanz zwischen der Einstellung zu nachhaltigem und dem tatsächlichen Verhalten. Angesichts des hohen CO2-Ausstoßes von Flugzeugen stellt sich die Frage, wie Fliegen in Zukunft grüner gestaltet werden kann.
 
Maßnahmen für nachhaltigeres Fliegen werden auf politischer sowie individueller Konsumentenebene diskutiert. Das verhaltensökonomische Instrument „Nudging“ kann dabei helfen, so eine neue Studie von Prof. Dr. Dominik Enste und Jennifer Potthof für das IW-Köln. „Klimaschonend Fliegen mit Green Nudging?“ zeigt: Nudging kann grüneres Fliegen ergänzend zur CO2-Bepreisung voranbringen und zugleich das Glücksgefühl beim Fliegen erhöhen. Konsumenten, Flugportalbetreiber und Piloten sollen so positiv beeinflusst und in Richtung Klimaschutz „gestupst“ werden.
 

Green Nudging zeigt sich wirksam

 
Die Studie zeigt, wie Menschen dazu bewegt werden können, emissionsärmere Flüge zu wählen. Während der Suche nach und Buchung von Flügen wurden Informationen über die CO2-Emissionen alternativer Flugoptionen gegeben. Auf der Webpage, die für das Experiment erstellt wurde, war der Flug mit den niedrigsten Emissionen visuell mit dem Label „Your GreenFLY“ hervorgehoben. Die Ergebnisse der Studie belegen die Wirksamkeit des Nudging: Es besteht eine hohe Zahlungsbereitschaft für emissionsärmere Flüge in Höhe von 184 Dollar pro Tonne für einen Inlandsflug und 250 Dollar pro Tonne für einen Auslandsflug.
 
Darüber hinaus waren die Teilnehmer bereit, für einen Nonstop-Flug von einem nicht bevorzugten Flughafen 97 Dollar mehr zu zahlen als für einen Flug mit Zwischenlandung von ihrem bevorzugten Flughafen aus. Wenn Flugbuchungsportale wie „Google Flights“, „Opodo“ oder „Swoodoo“ diesen Nudge in ihre Websites einführen würden, könnten Konsumenten auf nicht freiheitseinschränkende Weise dazu motiviert werden, emissionsärmere Flüge zu wählen und zufriedener mit ihrer Wahl zu sein. Auch Piloten können durch Nudging zu einem umweltfreundlicheren Flugverkehr beitragen und eine höhere Arbeitszufriedenheit erreichen.
 

Ergebnisse für den deutschen Luftraum

 
Insofern sind die Ergebnisse der US-amerikanischen Studie nicht eins zu eins auf Deutschland zu übertragen. Sie zeigen aber das grundsätzliche Potenzial für Treibstoff-, CO2- und Kosteneinsparungen unter der Nutzung von Nudging. Pro Flug könnten durchschnittlich 1,89 Tonnen CO2 und über 300 Euro für Kerosin eingespart werden. Bei 3,334 Millionen gezählten Flügen im deutschen Luftraum im Jahr 2019 könnten unter den genannten Bedingungen bis zu 6,3 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.
 
Quasi kostenfreie Nudges sparen also nicht nur den Airlines Geld, sondern reduzieren auch den Ausstoß des klimaschädlichen CO2 deutlich. Einige Fluggesellschaften nutzen bereits Nudges. Um die Flüge ökologisch und ökonomisch optimal durchzuführen, werden unter anderem die Piloten der Lufthansa Group mit Hinweisen, Tipps und Hintergrundinformationen zu jeder Flugphase ausgestattet und werden zum Thema Treibstoffeffizienz geschult. Die verschiedenen Projekte zur Treibstoffeinsparung führten demnach 2019 schon zu einer Vermeidung von 24,5 Tausend Tonnen CO2-Emissionen und 9,7 Millionen Liter Kerosin seitens des Konzerns. (iwkoeln/futureorg/signals)
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